Gedanken zum 22. April 2018 (Winnender Zeitung)
Gedanken zum 22. April 2018 (Waiblinger Zeitung)
Liebe Leserinnen und Leser,
die Natur ist erblüht. Die schönste Zeit des Jahres lacht uns entgegen. Es ist eine Wonne, das Blütenmeer der Bäume zu schauen und sich in ihrem Blühen wiederzufinden. Der Flieder ist erwacht aus Liebe zur Sonne, warum dann nicht der Mensch aus Liebe zu Gott?
Es ist Zeit sich zu freuen an atmenden Farben. Es ist eine heitere Zeit, doch nicht jedem ist heiter zumute. Es ist eine fröhliche Zeit, doch nicht jeder kann fröhlich sein. Leid, Krankheit, Schmerz und Not sind auch im Frühling mit gegenwärtig. Die Seele hat ihren eigenen Kalender. Sie richtet sich nicht aus nach Sonne und Mond. Doch manchmal fällt ein Hauch von des Frühlings linden Düften auch und gerade in den, der nur noch weinen und heulen möchte. Manchmal fällt der Auferstehungsmorgen mitten in die dunkle Nacht der Sinne. Manchmal - und ein Herz stimmt wieder ein in Hermann Hesses Zeilen: „Voll Blüten steht der Pfirsichbaum, nicht jede wird zur Frucht. Sie schimmern hell wie Rosenschaum durch Blau und Wolkenflucht. Wie Blüten gehen Gedanken auf, hundert an jedem Tag – lass blühen – lass dem Ding den Lauf! Frag nicht nach dem Ertrag! Es muss auch Spiel und Unschuld sein und Blütenüberfluss, sonst wär die Welt uns viel zu klein und Leben keine Genuss“.
Es ist dieser leichte, heitere Ton, der sich in diesen Tagen auf die Seele legen kann, damit er nur lang und weit und tief in uns halle. Es ist dieser tief aus der Natur uns entgegenkommende Gruß, mit Tulpen und Narzissen, mit Kirsche, Apfel, Kastanie und Pfirschbaum um die Wette zu blühen in einer Freude, die Himmel und Erde durchströmt. Der Psalm 66, dieser Lobgesang aus dem Alten Testament für den morgigen Sonntag Jubilate bestimmt, ist davon erfüllt: „Jauchzt Gott alle Lande. Lobsingt zur Ehre seines Namens. Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke. Kommt und seht die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern“.
Ein Jubel ergeht hier, der den gesamten Kosmos vereint, nur dass es dem Menschen ins Herz gelegt ist, dies ausdrücklich zu benennen, dem Wort und Klang zu geben, was Schöpfung täglich neu bedeutet. Die kleinsten Bausteine der Materie, Proton und Elektron, von den Quarks ganz zu schweigen, wie die fernsten Galaxien mit Millionen von Sternen klingen hier zusammen. Das Blühen der Pflanzen und die Lust der Tiere reden von Gott und mitten darin steht der Mensch. Er ist dazu bestimmt, all dies zu sehen, darüber zu staunen, dem Jubel Raum zu geben, um dann dankbar mitzubauen am Garten Eden oder dem, was davon noch übrig blieb.
Pfarrer Dr. Dieter Koch, Evangelische Kirchengemeinde Korb